Beachclub
- NATTY

- 19. Aug.
- 6 Min. Lesezeit

Ein Nachmittag, der ganz anders endete, als ich gehofft hatte
Eines der wenigen Male in unserer Beziehung, dass er mich überhaupt gefragt hat, ob ich auch kommen möchte. Wir waren seit etwa drei Monaten zusammen, und für mich war es etwas Besonderes, endlich Menschen aus seinem Leben kennenzulernen.
Er war mit dem Fahrrad unterwegs, ich würde ihn dort treffen. Ich freute mich darauf, mich ihm und seinem Freund anzuschließen. Ich machte mich sommerlich hübsch und fühlte diese leichte Aufregung, die man hat, wenn man sich darauf freut, jemandem ein Stück näher zu kommen. Außerdem war abgesprochen, dass er nach dem Beachclub zu mir kommen würde – ich stellte mir einen schönen Abend mit ihm vor.
Der Beachclub war voll, laut und heiß. Es dauerte etwas, bis die beiden einen Platz gefunden hatten, der ihnen von der Sonne her passte. Ich bot an, mich für Getränke anzustellen, um uns eine kühle Erfrischung zu holen – Eis, Wasser und eine Flasche Wein.
Ich schenkte uns allen ein. Ich trinke nicht oft, aber wenn mir etwas schmeckt, trinke ich es schnell – egal ob Kaffee, Wasser oder Wein. Und mir schmeckt es nur, wenn wenig Alkohol drin ist, weshalb ich meine Schorle immer stark mit Wasser mische. Ich erkläre das so genau, weil es später in unserer Beziehung immer wieder zum Thema wurde – immer wieder ein Problem.
Aber an diesem Nachmittag war alles schön. Der Freund meines Freundes stellte mir viele Fragen, wir unterhielten uns gut, er schien interessiert an dem, was ich erzählte. Es war ein angenehmer, lockerer Austausch. Jedes Mal, wenn die Gläser leer waren, schenkte ich nach – für alle. Für mich war das eine nette Geste.
Dann ging sein Freund zur Toilette. In dem Moment lehnte sich mein Freund zu mir in einem abfälligen Ton:"Noch ein Glas? Du säufst aber richtig, das ist ja voll unsexy – und was du alles laberst, das ist echt peinlich."
Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Ich wusste gar nicht, was ich darauf sagen sollte. Das saß. Als sein Freund zurückkam, wurde es still. Ich tat so, als hätte ich keine Lust mehr auf ein weiteres Glas und beantwortete die nächsten Fragen zu meinem Beruf nur noch einsilbig. Plötzlich war der schöne Nachmittag vorbei – zumindest für mich.
Schließlich brachen wir auf. Wie geplant, sollte er eigentlich mit zu mir kommen. Doch dann, als sein Freund sich verabschiedete und losfuhr, schwang er sich einfach auf sein Fahrrad, sah mich an und sagte kühl:"Dein Verhalten ging gar nicht, das war richtig peinlich. Ich will das mit dir nicht. Hab ein schönes Wochenende. Bye."
Dann fuhr er einfach weg und ließ mich stehen.
Ich bin weinend nach Hause gelaufen. Mein Abend und das Wochenende war für mich vorbei. Als ich versuchte um Verzeihung zu bitten und mein erhalten zu erklären, das ich nicht das Gefühl hatte, dass ich seinem Freund unangenehm war, weil er mich ja auch immer wieder Dinge fragte, wurde ich blockiert.
Ich sehe dich. Ich sehe deine Verletzung, deine Unsicherheit, dein Ringen mit der Situation. Ich sehe, dass du nicht einfach „blind“ in dieser Beziehung geblieben bist, sondern dass du gehofft hast, dass es besser wird. Dass du die schönen Momente nicht einfach loslassen konntest. Und dass du vielleicht dachtest:
enn ich mich nur ein bisschen anders verhalte, dann passiert so etwas nicht mehr.
Aber weißt du was? Es liegt nicht an dir.
Das, was an diesem Tag im Beachclub passiert ist, war nicht nur ein einzelner Vorfall. Es war ein Zeichen dafür, dass er dich nicht so behandelt, wie du es verdienst. Ich sage das nicht, um dich zu verurteilen oder um dir zu sagen, was du tun solltest. Sondern weil ich mir wünsche, dass du erkennst, wie wertvoll du bist – und dass du es verdienst, mit Respekt, Mitgefühl und Liebe behandelt zu werden.
Warum sein Verhalten so schmerzhaft war
Er hat dich abgewertet: Als er dich vorwurfsvoll für dein Trinkverhalten kritisiert hat, war das nicht liebevoll oder besorgt. Es war nicht ein sanfter Hinweis, sondern ein Angriff, der dich kleinmachen sollte. Dabei hast du einfach nur entspannt den Moment genossen – so, wie du bist.
Er hat Scham benutzt, um Kontrolle auszuüben: Indem er dich „peinlich“ nannte, wollte er dich verunsichern. Plötzlich warst du nicht mehr die selbstbewusste, gesprächige Frau, die sich auf den Nachmittag gefreut hat. Plötzlich warst du verunsichert, hast dich zurückgenommen, hast weniger gesprochen. Er hat deine Strahlkraft gedämpft – und das sollte nicht passieren, wenn dich jemand liebt.
Er hat dich mit Liebesentzug bestraft: Er hätte mit dir sprechen können. Er hätte sagen können: „Ich habe das Gefühl, dass du viel redest, und es stresst mich gerade ein bisschen.“ Oder: „Mir ist aufgefallen, dass du schnell trinkst – ist das eine Gewohnheit oder etwas, das dich entspannt?“ Aber das hat er nicht. Stattdessen hat er dich stehen lassen. Er hat entschieden, dass du „falsch“ bist – und hat dich einfach fallen lassen, ohne eine echte Klärung.
Er hat deine Gefühle nicht gesehen: Du hattest dich auf den Abend mit ihm gefreut, du hattest geplant, organisiert, dich schön gemacht. Und dann stehst du plötzlich alleine da. Dieser Moment war für dich ein Stich ins Herz, aber für ihn nicht einmal eine Überlegung wert.Das zeigt, dass er nicht bereit war, sich in dich einzufühlen oder Rücksicht auf deine Emotionen zu nehmen.
Er hat dich nicht nur verletzt, sondern dir auch die Möglichkeit genommen, dich zu erklären. Echte Kommunikation bedeutet, dass man auf Augenhöhe spricht, Missverständnisse klärt und versucht, sich zu verstehen. Aber er hat das nicht zugelassen – stattdessen hat er dich blockiert, als ob deine Gefühle nicht wichtig wären.
Er hat dich bestraft, obwohl du nichts Falsches getan hast. Du hast dich ganz natürlich verhalten, warst freundlich und gesprächig – und das wurde dir plötzlich vorgeworfen. Als ob du dich dafür entschuldigen müsstest, dass du du selbst bist.
Er hat sich über deine Gefühle hinweggesetzt. Dass du weinend nach Hause gelaufen bist, dass dein gesamtes Wochenende dadurch überschattet wurde – all das hat für ihn keine Rolle gespielt. Er war nicht bereit, sich mit deiner Verletzung auseinanderzusetzen.
Warum das nichts mit deinem Wert zu tun hat
Ich weiß, dass es schwer ist, sich aus solchen Situationen zu lösen – nicht nur aus der Beziehung selbst, sondern auch aus dem Gedankenkarussell danach:
Habe ich etwas falsch gemacht? War ich wirklich peinlich? Vielleicht hat er ja recht?
Aber die Wahrheit ist: Du warst nicht peinlich. Du warst du. Und das sollte immer genug sein.
Manchmal ziehen uns Menschen an, die uns nicht wirklich gut tun, weil sie etwas in uns ansprechen – eine Sehnsucht, eine Unsicherheit, einen Wunsch nach Anerkennung.
Aber das bedeutet nicht, dass du für immer in dieser Dynamik gefangen sein musst.
Es ist okay, dass du bleiben wolltest. Du hast gehofft, du hast geliebt, du hast versucht, es richtig zu machen. Das macht dich nicht schwach – das macht dich menschlich.
Es ist nicht deine Schuld, dass er dich so behandelt hat. Nichts, was du getan hast, hätte ihn dazu zwingen können, so respektlos zu sein. Er hat sich entschieden, so zu handeln.
Du bist liebenswert, genauso wie du bist. Du brauchst dich nicht kleiner zu machen oder dich zu verändern, um geliebt zu werden. Liebe sollte dich aufblühen lassen, nicht einschränken.
Du darfst für dich selbst einstehen. Es ist nicht egoistisch, deine eigenen Gefühle ernst zu nehmen. Es ist nicht übertrieben, sich Respekt und Zuneigung zu wünschen. Das sind die Grundbausteine einer gesunden Beziehung – und du verdienst genau das.
Du bist nicht falsch. Du hast nichts getan, was eine solche Behandlung rechtfertigt. Es gibt keinen Grund, warum du dich für dein Verhalten an diesem Abend entschuldigen müsstest.
Es ist verständlich, dass du ihn um Verzeihung bitten wolltest. Wenn man jemanden liebt, dann will man Harmonie, will die Dinge in Ordnung bringen. Aber eine gesunde Beziehung sollte dir nicht das Gefühl geben, dass du betteln musst, um gesehen zu werden. Liebe sollte nicht bedeuten, dass du dich immer wieder rechtfertigen musst für Dinge, die gar kein Problem sein sollten.
Das Blockieren ist eine Form der Machtausübung. Er wusste, dass du verletzt warst, und anstatt zu reden, hat er dich aus seinem Leben für diesen Moment ausgesperrt.
Das ist eine Form von emotionaler Kontrolle – es lässt dich machtlos zurück, während er entscheidet, wann und ob du wieder Zugang zu ihm hast.
Deine Traurigkeit ist völlig berechtigt. Es tut weh, wenn jemand, den man liebt, sich so verhält. Du bist nicht „zu empfindlich“ oder „zu emotional“. Dein Schmerz zeigt, dass du mit offenem Herzen in dieser Beziehung warst – und dass es weh tut, wenn dieses Herz so behandelt wird.
Falls du gerade an einem Punkt bist, an dem du noch nicht gehen kannst oder noch nicht sicher bist, was du tun sollst: Das ist okay. Sei liebevoll mit dir. Aber erinnere dich immer wieder daran: Dein Wert hängt nicht davon ab, ob jemand anderes ihn erkennt.


