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DRUCKMITTEL

  • Autorenbild: NATTY
    NATTY
  • 18. Apr. 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Der Tod als Druckmittel

„Du bringst mich noch ins Grab!“

„Wenn ich tot bin, wirst Du sehen, was Du an mir hattest!“

„Wenn Du mich verlässt, dann werde ich mir etwas antun!“

„Weil ich sterbe, musst Du meine Aufgaben erledigen!“

„Ich möchte vom Himmel auf Dich blicken und stolz auf Dich sein!“

„Wenn Du nicht weniger arbeitest, fällst Du irgendwann tot um!“

„Wenn du weiter an deinem Daumen lutscht kommt in der Nacht der schwarze Mann und schneidet ihn dir ab!“


Drohungen und Äußerungen in Verbindung mit dem Thema Tod bauen enormen Druck auf. Ob ein abgefordertes Versprechen am Sterbebett oder ein hilfloses Druckmittel um einen Menschen an sich zu binden, den Tod als Druckmittel einzusetzen hat immer starke Konsequenzen.


Ein Wunsch auf dem Sterbebett an seine Hinterbliebenen kann deren weiteres Leben bestimmen. Die Schuld dem letzten Willen zu entsprechen ist größer als das eigene Bestreben nach Glück. Sie ist ein lahm-legender Anker, denn alle Entscheidungen, die zu einem Großteil auch viel mentale Beweglichkeit abfordern, was unter Umständen sehr anstrengend sein kann, können direkt mit dem Bezug auf das Versprechen abgeschottet werden. „Ich bin unglücklich, kann aber nichts ändern – ich habe ja ein Versprechen am Sterbebett gegeben“. Das Schuldgefühl wird zur universalen Ausrede, um das eigene Leben in die Hand zu nehmen.


Die Angst vor dem Tod als warnende oder drohende Worte an ein Kind, um es zu bewegen, nicht so wild zu sein, trägt sich bis ins Erwachsenenalter. „Und wenn Du fällst, dann liegst Du da in Deinem Blut, also komm von der Mauer runter!“.


Ja, diese Methoden wirken oft, um kurzfristig zu erreichen, was man möchte, doch möchte man andere Menschen verängstigen und unter Druck setzen oder deren Leben nachhaltig mit einem Gefühl der Angst belasten? Selbstverständlich möchte man das nicht!


Durch das Unbehagen gegenüber dem Thema Tod schleichen sich diese Glaubenssätze als unterschwellige Ängste schnell in unser System und manipulieren auch unsere Gefühlswelt.


Den Tod als Drohung einzusetzen, ist leider absolut üblich. Die Todesstrafe ist im Strafrecht das höchste/schlimmste Strafe.


Wenn man das Bewusstsein zum Thema Tod so negativ erfährt, dann wird einem klar, weswegen der Tod als böses düsteres Geschöpf mit Sense dargestellt wird. Der Tod ist die dunkle Macht, der wir ein Leben lang entkommen wollen. Er verkörpert Schuld und Strafe. Der Tod wird mit seinen vielen Facetten missverstanden und ausgegrenzt.

Wenn der Tod für uns kein Druckmittel mehr ist, leben wir befreiter und friedlicher. Andere Kulturen haben eine ganz andere, wohltuende Einstellung zum Tod...


 
 
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