ZWISCHEN ICH UND WIR
- NATTY

- 20. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

Für dich, die an das „Wir“ glaubt
Meine Liebe, In einer Welt, die ruft: „Denk an dich“ – bist du jemand,
der sich noch erinnert, wie es klingt, wenn zwei Herzen füreinander schlagen.
Du hältst fest, wo andere loslassen.
Du hörst zu, wo andere sich abwenden.
Du bleibst, wo viele längst gegangen wären.
Sie nennen es Schwäche – aber es ist Mut.
Sie nennen es zu viel – aber es ist Liebe. Echte, tiefe, ganze LIEBE
Du glaubst nicht an Perfektion.
Du glaubst an Menschen, die bleiben, die mittragen, die das Wir über das Ich stellen, ohne sich selbst dabei zu verlieren.
Manchmal tut es weh, so zu sein.
Manchmal verlierst du dabei Menschen, die dich nicht verstehen.
Aber du verlierst nie dich selbst, weil dein Schmerz dir zeigt, das dein Herz noch groß ist auch wenn es Narben trägt. Und das, meine Liebe, ist das Wertvollste, was du behalten kannst.
Mach dein Herz nicht kleiner, damit es besser in eine Welt passt, die das Große nicht mehr erkennt.
Deine Wärme und Liebe ist kein Fehler. Sie ist ein Geschenk –für jemanden, der sie eines Tages mit beiden Händen halten wird, ohne Angst, ohne Flucht, ohne Vielleicht.
Bis dahin: Bleib du - es ist schön dein Freund zu sein und dich und deinen Schmerz erkennen zu dürfen...
Danke, dass es dich in dieser Welt gibt.
Wie sollen Partnerschaften überhaupt funktionieren, wenn den Menschen von allen Seiten gepredigt wird, sie sollen sich in erster Linie um sich selbst kümmern und achtsam mit sich umgehen – und das oft von Menschen, die gar nicht in die Beziehung involviert sind?
Warum geht es nicht mehr um die Verantwortung füreinander?Warum nicht um das Wir, um das Team, das füreinander einsteht, auch wenn es mal schwer wird?
Das Spannungsfeld zwischen Ich und Wir
In den letzten Jahren hat sich ein klarer gesellschaftlicher Trend etabliert:
Selbstfürsorge, Achtsamkeit und das Setzen klarer Grenzen gelten als Schlüssel zu einem gesunden Leben. Diese Konzepte sind zweifellos wichtig und haben vielen Menschen geholfen, sich selbst besser zu verstehen, emotionale Verletzungen zu heilen und den eigenen Wert neu zu entdecken.
Doch inmitten dieses verstärkten Fokus auf das "Ich" gerät ein anderer, ebenso wesentlicher Aspekt menschlichen Zusammenlebens zunehmend in den Hintergrund: die Verantwortung füreinander.
Partnerschaften leben nicht allein von persönlicher Entwicklung, sondern von gegenseitiger Verbindlichkeit. Vom Mittragen. Vom Bleiben, wenn es schwierig wird. Von der Bereitschaft, nicht nur sich selbst zu sehen, sondern auch das Gegenüber.
Viele Menschen erleben heute, dass Beziehungen schneller beendet werden als früher. Konflikte gelten oft als Zeichen von Inkompatibilität, nicht als natürlicher Teil des Zusammenwachsens. Statt sich im Dialog zu begegnen, ziehen sich Partner zurück, oft mit dem Argument, man müsse "auf sich achten". Was dabei verloren geht, ist das Miteinander: das Teamgefühl, die Loyalität, das tiefe Vertrauen, dass man sich aufeinander verlassen kann.
Echte Partnerschaft entsteht jedoch nicht in der Abgrenzung, sondern im gegenseitigen Erreichen. Sie erfordert die Fähigkeit, das eigene Bedürfnis nach Freiheit mit dem Wunsch nach Verbindung in Einklang zu bringen. Sie braucht Menschen, die nicht nur lieben, wenn es leicht ist, sondern auch dann, wenn es unbequem wird.
Selbstfürsorge und Beziehungsfähigkeit schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Wer gut für sich sorgen kann, hat meist auch die Kraft, für andere da zu sein. Aber Selbstfürsorge darf nicht zur Ausrede werden, um sich der gemeinsamen Verantwortung zu entziehen.
Vielleicht ist es an der Zeit, die Konzepte von Achtsamkeit und Beziehung neu zu denken. Nicht gegeneinander, sondern miteinander. Denn gesunde Beziehungen brauchen beides: den Raum für das Individuum – und die Bereitschaft, sich auf ein echtes Wir einzulassen.
Gerade in einer Zeit, in der viele Bindungen unverbindlich geworden sind, ist das bewusste Füreinander da sein ein zutiefst menschlicher Akt. Ein Zeichen von Reife. Und von Mut.
Denn echte Liebe entsteht nicht aus Angst, sich selbst zu verlieren – sondern aus der Entscheidung, gemeinsam wachsen zu wollen.


